HIGH-END-CHIPS VON NVIDIA & CO. UND KI: SO UMGEHT CHINA DIE KI-EXPORTBESCHRäNKUNG DER USA

Mit klarer Kante gegenüber chinesischen Firmen sollten die weitreichenden Exportbeschränkungen der US-Regierung eigentlich dafür sorgen, das chinesische Regime im globalen Wettstreit um die KI-Dominanz zu schwächen. Medienberichte deckten nun auf, wie chinesische Akteure cloudbasierte Dienste wie AWS nutzen, um unter anderem auf Chips von NVIDIA zuzugreifen.

• Öffentliche Ausschreibungsdokumente zeigen Bestrebungen chinesischer Akteure

• Cloud-Anbieter dienen als Schlupfloch und ermöglichen chinesischen Zugriff auf NVIDIA

• Chinesische Tech-Giganten verdoppeln KI-Investitionen im Vergleich zum Vorjahr

Vier chinesische Akteure nennen AWS als Dienstleister

Laut einer Analyse von Reuters, die sich auf über 50 öffentliche Ausschreibungsunterlagen bezieht, sollen mindestens elf chinesische Akteure in den letzten zwölf Monaten versucht haben, Zugang zu Technologien zu erhalten, auf die ein Exportverbot seitens der USA verhängt wurde. Vier der chinesischen Entitäten nannten den Cloud-Computing-Anbieter von Amazon, AWS, explizit als Dienstleister. Zwei dieser Akteure, das Zhejiang Lab und das National Center of Technology Innovation for EDA, haben der Analyse nach KI-Modelle und Rechenleistung über AWS bezogen.

Zhejiang Lab, ein staatlich geführtes Unternehmen, das ein eigenes Large-Language-Modell namens GeoGPT entwickelt, habe die Absicht angegeben, 184.000 Yuan (25.760 US-Dollar) für AWS-Cloud-Computing-Services auszugeben, da die Leistung des inländischen Anbieters Alibaba für die eigenen Zwecke nicht ausreichen würde.

Auch das National Center of Technology Innovation for EDA, das ebenfalls vom chinesischen Staat unterstützt wird und chinesische Firmen bei der Entwicklung von Chipdesign-Entwürfen für die Massenfertigung hilft, soll in einem Ausschreibungsdokument vom April angegeben haben, 600.000 Yuan für den Kauf eines AWS-Kontos ausgegeben zu haben, um auf Claude 3, ein von Anthropic entwickeltes KI-Modell, zugreifen zu können. Auf Anfrage von Reuters erklärte Anthropic, es würde Kunden oder Endnutzern innerhalb Chinas keinen Zugang zu Claude gewähren.

  

Shenzhen Universität mit direktem Zugriff auf NVIDIA-Chips?

Ein Akteur, der AWS genutzt habe, um direkt auf hochmoderne Chips von NVIDIA zugreifen zu können, soll die Shenzhen Universität sein. Der Analyse zufolge habe die Universität 200.000 Yuan (27.996 US-Dollar) für ein AWS Account ausgegeben, um Zugang zu Cloud-Servern zu erhalten, die von NVIDIA betrieben werden. Den Zugang soll die Universität laut dem Dokument schlussendlich über einen Zwischenhändler, Yunda Technology Ltd. Co, erhalten haben.

Ebenfalls habe das Fujian Chuanzheng Communications College, eine von der Provinz Fujan unterstützte Berufsschule, im August letzten Jahres 85.000 Yuan für ein AWS-Konto bezahlt, was dem College einen Zugriff auf über 4.000 NVIDIA A100-Chips verschafft haben könnte. Ein AWS-Sprecher betonte gegenüber Reuters, dass sich der Teil der Ausschreibungen, der sich auf Cloud-Dienste bezog, keine eingeschränkten KI-Chips verwenden würde.

Seitens AWS zeigt man sich ohne Schuldeinsicht: "AWS erfüllt alle geltenden US-Gesetze, einschließlich der Handelsgesetze, in Bezug auf die Bereitstellung von AWS-Diensten innerhalb und außerhalb Chinas", so der Sprecher weiter.

Microsoft ebenfalls im chinesischen Interesse

Nicht nur auf AWS haben es die chinesischen Akteure laut Reuters abgesehen, sondern auch auf Microsoft. Demzufolge erklärte die Universität Sichuan im April, eine KI-Plattform aufzubauen und 40 Millionen Azure OpenAI-Tokens erwerben zu wollen. Aus dem Beschaffungsdokument der Universität gehe hervor, dass die Tokens von der Xuedong Technology Co. Ltd. aus der Provinz Sichuan geliefert wurden.

Chinesische Tech-Giganten investieren Milliarden in KI

Insgesamt, möglicherweise auch durch dieses Schlupfloch in der Regulierung, scheinen die Handelsrestriktionen der USA der chinesischen KI-Industrie kein Abbruch zu tun. Laut einem Artikel der Global Times beliefen sich die KI-Investitionen der chinesischen Suchmaschine Baidu in der ersten Jahreshälfte 2024 auf insgesamt 4,2 Milliarden Yuan (589,2 Millionen US-Dollar), während die KI-Investitionen von Alibaba und Tencent jeweils 23 Milliarden Yuan erreichten. Verglichen mit dem Vorjahr hätten sich damit die KI-Investitionen von den drei chinesischen Tech-Giganten mit einem Gesamtvolumen von über 50 Milliarden mehr als verdoppelt.Redaktion finanzen.net

2024-09-06T02:07:11Z dg43tfdfdgfd