ILLEGALE PREISABSPRACHEN – REINE MäNNERSACHE?

Nur wenige Beteiligte bei illegalen Kartell­Absprachen sind weiblich. Neigen Frauen also weniger zur Kartellbildung? Oder sind sie einfach nur schlauer und lassen sich weniger oft erwischen?

Als Wettbewerbsökonom befasse ich mich auch intensiv mit Kartellen auf Märkten, also illegalen Preisabsprachen oder anderen wettbewerbswidrigen Vereinbarungen zwischen Unternehmen. Dabei lag das Augenmerk der ökonomischen Forschung bislang vor allem auf den Unternehmen, den Marktverhältnissen und den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die eine solche Kartellbildung begünstigen oder erschweren können. Wenig beachtet wurde hingegen die Frage, was für Menschen es eigentlich sind, die Kartelle auf Kosten der Verbraucher schmieden.

In einer ersten Studie dazu haben meine Mitarbeiterin Christina Heldman und ich uns einmal 15 Kartelle genauer angesehen, die das Bundeskartellamt in Deutschland aufgedeckt hat. Was besonders ins Auge stach: Von den 156 an diesen Kartellen beteiligten Managern waren nur zwei (!) weiblich, also gerade einmal 1,3 Prozent. Auch wenn Frauen noch immer in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, so sind 1,3 Prozent deutlich weniger als der korrespondierende Anteil weiblicher Produktmanager. Neigen Frauen also weniger zur Kartellbildung? Oder sind sie einfach nur schlauer und lassen sich weniger oft erwischen?

Um das zu verstehen, haben wir in einer zweiten Studie Experimente mit männlichen und weiblichen Studierenden durchgeführt, bei denen diese bei erfolgreicher Kartellbildung mehr Geld verdienen konnten als ohne Kartell. Hier zeigte sich: Solange niemand zu Schaden kam, war die Kooperationsbereitschaft bei Frauen und Männern im Experiment nahezu identisch. Wurden jedoch unbeteiligte Dritte durch Kooperation geschädigt, wie es bei Preisabsprachen typisch ist, entschieden sich deutlich weniger Frauen für eine Kartellbildung, während das Verhalten der männlichen Teilnehmer fast unverändert blieb. Was sagt uns das? Vielleicht ist Diversität im Management nicht nur für die Unternehmen gut, sondern indirekt auch für Verbraucher, wenn so nämlich weniger Kartelle durch „Old-Boys-Netzwerke“ geschmiedet werden.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin ­Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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