KONJUNKTUR: WIRTSCHAFT IN EURO-ZONE WäCHST – TROTZ BREMSKLOTZ DEUTSCHLAND

Die europäische Wirtschaft scheint sich langsam zu erholen. Doch: Deutschland schwächelt und die Erholung könnte erst nächstes Jahr eintreffen.

Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat trotz der schwächelnden Konjunktur in Deutschland ihr Wachstum im Frühjahr fortgesetzt – allerdings langsamer als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 20 Euro-Ländern stieg um 0,2 Prozent und damit nicht mehr so stark wie zu Jahresanfang, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag mitteilte. Ende Juli hatte sie das Wachstum noch auf 0,3 Prozent geschätzt.

Die Wirtschaft im Währungsraum profitierte im zweiten Quartal vom Außenhandel. Die Exporte kletterten um 1,4 Prozent, die Importe stiegen um 0,5 Prozent. Während der Staatskonsum um 0,6 Prozent zulegte, sanken die Ausgaben der Verbraucher von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal. Auch die Investitionen bremsten mit einem Rückgang von 2,2 Prozent die Konjunktur.

Die französische Wirtschaft wuchs um 0,2 Prozent. Auch Italien – das lange Zeit als chronisch wachstumsschwach galt – erreichte ein Plus von 0,2 Prozent. Spanien legte sogar um 0,8 Prozent zu.

DIW-Institut sieht 2024 nur Stagnation in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft hingegen schrumpfte um 0,1 Prozent – und wird dem DIW-Institut zufolge in diesem Jahr kein Wachstum mehr schaffen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde nur auf dem Niveau von 2023 verharren, teilte das Berliner DIW in seiner neuen Konjunkturprognose mit. Im nächsten Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,9 Prozent zulegen. Bisher hatten die Ökonomen für 2024 rund 0,3 Prozent Wachstum erwartet und plus 1,3 Prozent für das kommende Jahr.

Erst 2026 dürfte es mit einem BIP-Anstieg von 1,4 Prozent wieder spürbar bergauf gehen. „Auch die Fußball-Europameisterschaft konnte den privaten Verbrauch nicht anschieben“, sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. Statt es auszugeben, legen die Konsumentinnen und Konsumenten mehr vom Einkommen auf die hohe Kante. „Die Sparquote liegt aktuell bei 10,8 Prozent.“

Die Stimmung sei schlechter als die wirtschaftliche Realität, betonte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. „Die deutsche Wirtschaft hat ein erhebliches Aufholpotenzial“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Auch wenn Rückschläge nicht auszuschließen sind, bleiben wir bei unserem vorsichtigen Optimismus.“

Einer der Lichtblicke sei der immer noch vergleichsweise robuste Arbeitsmarkt. Zudem dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen nächste Woche weiter senken, sagte Fratzscher. Dies sorge für bessere Finanzierungsbedingungen und kurbele die Investitionen der Unternehmen an.

Die aktuelle Schwäche der Industrie sei konjunkturell, aber auch strukturell bedingt, sagte Dany-Knedlik. Denn Deutschland bekomme in wichtigen Wirtschaftsbereichen – wie der Auto- oder Chemieindustrie - große Konkurrenz vor allem aus dem asiatischen Raum. Dies gelte besonders für China.

Auch die anderen führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten jüngst ihre Konjunkturprognosen spürbar gesenkt. Das Münchner Ifo und das IWH aus Halle rechnen 2024 nur noch mit Stagnation, während das Essener RWI zumindest ein Mini-Plus von 0,1 Prozent erwartet. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht sogar davon aus, dass das BIP um 0,1 Prozent schrumpfen wird. Auch für 2025 sind die Institute pessimistischer als noch im Juni.

Die EU-Kommission erwartet für die Staaten der Euro-Zone 2024 einen Anstieg beim BIP von 0,8 Prozent. Das Wirtschaftswachstum soll sich dann im nächsten Jahr auf 1,4 Prozent beschleunigen.

Lesen Sie auch: „Die EU hat sich verzockt“

2024-09-06T10:59:37Z dg43tfdfdgfd